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Wegen des nasskalten Regenwetters - typisch für den Winter in der Gegend um Hue - hatten wir unser Programm für heute ja abgeändert. Statt eines Stadtspaziergangs in Hue haben wir uns für eine Tagestour in die Entmilitarisierte Zone um die ehemalige Demarkationslinie zwischen Nord- und Südvietnam entschieden. Nach dem wir im Hotel gefrühstückt hatten, wurden wir vom gebuchten Fahrer pünktlich um 8 Uhr abgeholt. Dieser brachte uns Richtung Norden, nach Dong Ha, wo unsere Expertin für dieses Gebiet zustieg. Die ehemalige Geschichtslehrerin kennt sich Inder dieser Gegend hervorragend aus und konnte uns jegliche Details erzählen, über das ehemals geteilte Vietnam, über den Ho-Chi-Minh-Pfad, über den Vietnamkrieg - der hier übrigens „Amerikanischer Krieg“ genannt wird.
Erster Halt war der sogenannte „Rockpile“, den Einheimischen bekannt unter „Thon Khe Tri“. Dabei handelt es sich um einen 240 Meter hohen Karstberg, der zwischen 1966 und 1968 den amerikanischen Truppen als wichtiger Beobachtungsposten diente.
Dann ging unsere Fahrt weiter zur Dakrong Brücke. Hier stand einst eine hölzerne Brücke und war teil des Ho-Chi-Minh-Pfades, der ein logistisches Netz aus Straßen und Verkehrswegsystemen war, das von Nordvietnam nach Südvietnam reichte und zum Teil durch die Nachbarländer Laos und Kambodscha führte. Bereits im Indochinakrieg wurde der Pfad benutzt. Der Pfad diente auch während des Vietnamkriegs als logistische Unterstützung des Nordens für die im Süden kämpfende Nationale Front für die Befreiung Südvietnams. Der Pfad wurde nach dem nordvietnamesischen Präsidenten Ho Chi Minh benannt. Die Bezeichnung war jedoch nur im Westen gebräuchlich, in Vietnam wurde der Pfad als Đường Trường Sơn (Truong-Son-Straße) bezeichnet, benannt nach der Gebirgskette Truong Son in Zentralvietnam.
Dritter Punkt war dann Khe Sanh bzw. die damalige Khe Sanh Combat Base des United States Marine Corps. Herzstück der Basis war eine 1200 Meter lange Start- und Landebahn, die mit Aluminium-Lochplatten ausgelegt war. |
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1962 wurde mit dem Aufbau der Basis begonnen, 1964 trafen die ersten Truppen ein und im Januar 1968 begann die Belagerung durch nordvietnamesische Truppen, die bis Juli dauern sollte. Der beinahe tägliche Dauerbeschuß machte die Versorgung der Basis und der 6.000 amerikanischen Soldaten, die täglich rund 120 Tonnen Material benötigten, extrem schwierig. Dennoch gelang es, die Versorgung aus der Luft sicher zu stellen und die Stellung zu halten. Bis die nordvietnamesischen Truppen sich zurückzogen und die Amerikaner die Basis aufgaben. Hier unterscheiden sich jedoch die amerikanische und die nordvietnamesische Sichtweisen und jede Seite beansprucht für sich den Sieg. Auf dem Gelände der damaligen Militärbasis steh heute ein kleines Museum und einige Flugzeuge, Helikonpter und Panzer. Auch die Start- und Landebahn ist noch zu erkennen. Auf dem größten Teil der Anlage befindet sich heute jedoch eine Kaffeeplantage, dessen Kaffe wir vor Ort übrigens auch probieren konnten!
Vorletzter Punkt unserer Tour waren die Tunnel von Vinh Moc. Diese Tunnel in unmittelbarer Nähe zum Meer, entstanden, als sich die Familien in der Gegend zum Schutz vor Luftangriffen eine Höhlensystem gruben, in denen sie oft tagelang ausharren mussten. Die Tunnel hatten eine Gesamtlänge von 3 Kilometern und waren auf 3 Ebenen angeordnet. Später wurden die Tunnel vom Vietcong als Stützpunkt übernommen. Eine kleines Museum zeigt die Lebensbedingungen in den Tunneln und einige original Relikte.
Zum Abschluss haben wir zu Fuß die Hien-Luong-Brücke überquert und das zugehörige Museum besucht. Die Brücke führt über den Ben Hai Fluß, welcher zwischen 1954 und 1975 die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam darstellte. Die entmilitarisierte Zone umfasste ein Gebiet von 5 Kilometern auf jeder Seite. |
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