Bevor wir berichten, was wir am 7 Tag unserer Reise erlebt haben, gibt es noch einen kleinen Nachtrag zum gestrigen Abend: Nach dem Veröffentlichen unsres Tagebucheintrags, sind wir noch in das Dorf Mohammadpur, wenige Kilometer vor Agra gefahren, ums und dort den Bazar anzusehen. Man muss vorausschicken, dass Agra (1,7 Millionen Einwohner) mit dem Taj Mahal zwar ein riesiger Touristenmagnet ist, dies beschränkt sich jedoch auf einen sehr kleinen und überschaubaren Teil der Stadt, also den Bereich um das Taj Mahal selbst, Hotels und Souveniergeschäfte drum herum. Da die Meisten Touristen nur einen oder höchstens 2 Tage hier übernacht bleiben - viele machen sogar nur einen Tagesausflug von Delhi mit dem Expresszug hier her - bleibt nur Zeit für das Taj Mahal. Und in die Randgebiete um die Stadt verirrt sich wohl so gut wie kein Ausländer. Das erklärt auch, was wir gestern in Mohammadpur erlebt haben. Als wir auf dem vorhin schon erwähnten Bazar waren, uns einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft gönnten und wir auf unsren Fahrer warteten, den wir per Handy-App bestellt hatten, bemerkten wir, dass eine handvoll neugieriger Leute um uns rum standen und uns anstarrten, dann 10, 20 und schließlich wahrscheinlich sogar über 30 Personen, die uns interessiert beobachteten. Plötzlich fing einer an Fragen zu stellen: woher wir kämen, was wir hier machen. Alle wollten dann etwas von uns wissen, fanden das alles ganz witzi, dass zwei Bleichgesichter, mitten in der Nacht noch dazu, ihren Bazar besuchten. Handyfotos mussten nun gemacht werden, wir wurden gefilmt, einer wollte uns sogar zu sich nach Hause einladen, damit wir seine Familie kennenlernen. Ein anderer mit besseren Englischkenntnissen, entschuldigte sich für seine Mitbewohner, wir sollten aber keine Angst haben. Haben wir auch nicht, sagten wir, es sind ja alle sehr freundlich, lustig, freuten sich über unseren Besuch. Und wir waren so in die Gespräche verwickelt, dass wir beinahe unseren Tuk Tuk-Fahrer übersehen hätten, der schließlich angekommen war und uns in unsere Touristen-Hotel-Welt zurück brachte.

Und nun, an unserem letzten Tag in Agra, haben wir weitere Gegenden der Stadt erkundet, die nicht so häufig auf der Liste der meisten Touristen hier stehen dürften. Am Morgen sind wir zu Fuß an der Ostmauer des Taj Mahals vorbei, auf ein paar bewaldete Hügel gelaufen, bis zu einer kleinen Siedlung. Dort gibt es eine Ruine einer Moshee, die gerade renoviert wird, einen Muslimischen Friedhof und eine neue Moschee, ein paar Tempel im Wald. Auf dem Rückweg sind wir noch in ein Rooftop-Restaurant, gegenüber unseren Hotels, mit einer schönen Aussicht auf das Taj. Nach der Mittagspause in unserem Zimmer, sind wir zu einer weiteren Wanderung durch den "Taj Natural Walk", einer gepflegten Parkanlage mit Pfauen, Aussichtsplattformen, Wäldern etc.

Am Nachmittag sind wir dann mit dem Tuk Tuk zum Kinari Bazar von Agra gefahren und sind bis kurz nach Einbruch der Dunkelheit durch die sehr belebten Gassen rund um die Jama Masjid (Freitagsmoschee) gelaufen. Das Warenangebot reicht von Stoffen, Kleidung, Haushaltswaren, Parfüm, Gewürzen, bis Lederwaren und Schuhe. Letzteres ist eines der Hauptprodukte in Agra. Hier werden in den Hinterhöfen Schuhe massenhaft produziert. In einem Haus sieht man, wie die Teile genähnt werden, andere falten die Schuhkartons in einer düsteren Werkstatt, in einer Ecke des Raums ist eine Ziege an ein Tischbein angebunden, wieder wo anders werden dutzende Kartons mit Schuhen zu großen Gebinden zusammen geschnürt und mit dem Fahrrad abtransportiert. Andere kleben die Gummisohlen auf die Schuhe, es stinkt nach Gummi und Leim, den es um die Ecke auch in großen Blechfässern zu kaufen gibt. Manchen Läden verkaufen die Einzelteile wie Sohlen, Einlagen etc. Man kann sich gar nicht satt sehen an dem nimmer endenden Gewusel. (Dazu gibt es auch einen seperaten Film)

Morgen gehts für uns dann schon wieder zur nächsten Etappe, nach Jaipur!