Heute war es Zeit für uns, Agra zu verlassen und mit dem Zug nach Jaipur zu fahren, der nächsten Etappe unserer Reise. Und eigentlich dachten wir, wegen der fünfeinhalbstündigen Zugfahrt, hätten wir heute hier nicht viel zu berichten. Dem ist aber nicht so, ganz im Gegenteil.

Nachdem unser Zug erst am Nachmittag losfuhr, hatten wir am Vormittag noch Zeit, ein wenig in Agra Spazieren zu gehen. Als erstes besuchten wir einen Markt für Obst und Gemüse, dem Sabji Madi. Es war wieder einmal unglaublich, wie freundlich die Händler dort waren. Alle haben uns angelächelt, gewunken, begrüßt, wollten mit uns Fotos machen, mit uns reden. Es ist etwas abseits vom touristischen Zentrum der Stadt und da fallen wir natürlich schon auf, da einmal mehr, kein Tourist in diese Ecke der Stadt verirrt. Und so freuten sich die Gemüsebauern auf dem Markt auch sehr, dass wir uns für ihren Markt interessierten.

Danach haben wir eine Shopping-Mall besucht, die pünktlich um 10 Uhr vom Wachpersonal aufgesperrt wurde. Nur ist die riesige Halle halb verfallen, lediglich zwei oder drei Geschäfte sind noch in Betrieb, der Rest ist eine Ruine. Die Rolltreppen, deren Gummihandläufe schon zerbröseln, waren offensichtlich seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Ein gespenstisches Bild! Vielleicht liegt es daran, dass die geplante Hochbahn mit Haltestelle direkt am Shopping-Center nie fertiggestellt wurde...

Von dort gings zurück ins Hotel, nochmal duschen, packen und zum Bahnhof fahren. Wir sind vom Bahnhof Agra Fort abgefahren und eigentlich sollten wir fünfeinhalb Stunden bis Jaipur brauchen, aber aus irgendwelchen Gründen, dauerte die Fahrt deutlich länger und so kamen wir erst gegen 8 Uhr in Jaipur an.

Der Hotelbau ist zwar auch schon etwas betagter, hat aber einen hübschen indischen Stil und eine sehr tolle Dachterrasse mit Restaurant und Bar.

Wir wollten nach der langen Sitzerei im Zug aber noch mal ein wenig in die Altstadt laufen, uns was zum Essen suchen und haben uns später zur Rückfahrt zum Hotel ein Tuktuk gerufen. Der Fahrer fragte uns, ob es für uns in Ordnung wäre, wenn er noch kurz zum Gas tanken fährt, die meisten der Tuktuks laufen mit Flüssiggas, wenn sie nicht - wie die meisten neueren Modelle - elektrisch angetrieben sind. So sind wir also zur "Tankstelle" gebracht worden, die in einem finsteren Hinterhof untergebracht war und aus einer Gasflasche, einer Waage und einer Pumpe mit Druckluftschlauch bestand. Der "Tankwart" lud uns zu Essen in sein Haus ein, aber wir wiegelten ab, da wir schon müde von der Fahrt waren. Aber eine Einladung auf einen Chai konnten wir dann aus Höflichkeit doch nicht ausschalgen. Der Tuktuk-Fahrer ist mit einem der Söhne des Tankstellenbetreibers kurz weg gefahren und sie kamen nach wenigen Minuten mit ein paar Pappbechern wieder, in die der Chai eingeschüttet wurde, den sie in einer kleinen Plastiktüte transportiert hatten. Der Tankwart erklärte uns, dass das eine illegale Tankstelle sei und viele Tuktukfahrer herkommen, weil es billiger ist. Einmal im Monat kommt die Polizei vorbei und holt sich 500 Rupien Schmiergeld ab und lässt ihn dann in Ruhe!