Unser letzter Tag in Gaya, wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben! Gestern schon, haben wir hier neue Freunde gefunden, die uns mit einer spontanen Runde mit dem Auto überrascht haben. Heute wurde das Ganze dann nochmals übertroffen! Dazu aber später mehr.

Am Morgen haben wir einen Spaziergang zum Police Line Pond gemacht, einem Wasserreservoir in einem kleinen Park. Nach einem Chai sind wir weiter durch den nördlichen Teil der Stadt geschlendert und haben uns zu einem kleinen Frühstückssnack eine Sitzmöglichkeit gesucht. In der Nähe war zufällig das Cricket-Stadion und das Tor war offen, so haben wir dort auf der Tribüne Platz genommen. Danach sind wir weiter durch den Park beim Stadion gegangen, mussten wieder zahlreiche Fotos mit Passanten machen, die uns alle sehr freundlich grüßen, mit uns reden wollen uns Fragen stellen etc.

Als wir dann ohne konkretes Ziel durch eine der engen Gassen mit Wohnungen links und rechts spaziert sind, saßen vor einer der offenen Türen auf der anderen Straßenseite 4 junge Männer. Die freundlich grüssten uns und baten, zu ihnen rüber zu kommen. Spontan fragten sie, ob sie uns auf einen Chai einladen dürfen und ob wir in die Wohnung kommen möchten. Natürlich nahmen wir diese Einladung sehr gerne an. In der kleinen Wohnung, die nur aus einen einzigen Küche, einem Waschraum und einem Schlafzimmer bestand, durften wir uns auf das Bett setzen, die Mutter des älteren der Brüder machte uns einen Chai, einer der Jungs holte eine Flasche abgepacktes Wasser und stellte uns Kekse aufs Bett.

Nach ein wenig Smalltalk fragte der ältere, ob wir Lust hätten mit ihnen einen Sonntagsausflug zu machen, da sie heute alle nicht arbeiten müssen. Auch diese Einladung nahmen wir natürlich sehr gerne an.

Schon wurden drei Motorräder organisiert und ab ging eine abenteuerliche Fahrt raus aus der Stadt zum 15 Kilometer entfernten, buddhistischen Dungeshwari Höhlen-Tempel. Die Fahrt ging weiter durch einfache Dörfer, abwechslungsreiche Landschaften, wie Getreidefelder, Felsenhügel, Seen, Palmenhaine etc.

Nächstes Ziel war eine ganz besondere Straße durch eine felsige Schlucht die von einem Mann namens Dashrath von Hand gegraben wurde. Dashrath und seine Frau Falguni Devi lebten in einfachsten Verhältnissen in Gehlaur, einem Ort in der indischen Provinz Bihar. Als sich seine Frau 1959 schwer verletzte, versuchte Dashrath, sie zum nächstgelegenen Arzt zu bringen. Dieser befand sich im naheliegenden Ort Gaya, welcher durch eine unwegsame Hügelkette von seinem Heimatdorf getrennt ist. Durch diese verlängert sich die Wegstrecke von 8 km Luftlinie auf 70 km. Durch den Zeitverlust des Umweges überlebte seine Frau den Weg zum Arzt nicht. Nach diesem Erlebnis beschloss Dashrath, die Wegstrecke eigenhändig zu verkürzen und so den Dorfbewohnern leichteren Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Von 1960 bis 1982 legte er in täglicher Arbeit einen 110 m langen, 9 m breiten und bis zu 7,5 m tiefen Einschnitt durch einen Berg an. Hierdurch verkürzte sich die Strecke nach Gaya auf 15 km. Zuerst wurde er von den anderen Dorfbewohnern belächelt, aber schließlich unterstützen sie ihn mit Essen und beim Kauf seiner Werkzeuge. Durch den Straßenbau wurde er vor allem in Indien als „Mountain Man“ bekannt, erhielt aber auch weltweite Anerkennung. Am 17. August 2007 starb er im Alter von 73 Jahren an Krebs. Er wurde von der Regierung des Bundesstaates Bihar mit einem Staatsbegräbnis geehrt.

Erst mit Einbruch der Dunkelheit kamen wir wieder in die Stadt zurück. Wir wurden von den Vieren zwischendurch auf Snacks, Getränke und später auf ein Abendessen eingeladen, dann noch auf eine süße Nachspeise und durften kein einziges Mal bezahlen. Nicht mal Benzingeld wollten sie von uns annehmen.

Wir sind wirklich schwer beeindruckt von der großzügigen Gastfreundschaft unserer indischen Freunde!

Morgen früh um 4 Uhr geht’s mit dem Zug weiter nach Kolkatta…