Am frühen Morgen sind wir in den nördlich von unserem Quartier gelegenen Stadtteil Topsia gefahren. Als erstes gab es wie immer einen Chai auf der Straße. Wegen dem Divali-Fest, bzw. hier in West Bengalen wegen Kali Durga, werden die Straßen gerade mit vielen Lichtern und Figuren geschmückt.

In Topsia wollten wir einige der Ledergerbereien und -Färbereien besuchen. Wir waren überrascht, dass fast der gesamte Stadtteil, ein richtiges kleines Dorf, hier nur mit der Lederverarbeitung beschäftigt ist. Die Menschen waren sehr freundlich, wir durften uns alles anschauen und konnten Fotos von ihrer Arbeit machen.

Anschließend sind wir mit einem Taxi über die Hooghly-Brücke nach Howrah gefahren, die Stadt auf der anderen Flussseite, gegenüber von Kolkata. Für dort haben wir uns eine ganz besondere Aufgabe gesucht: Vor ein paar Monaten haben wir bei YouTube eine Filmdokumentation aus dem Jahr 2010 angeschaut. Unter anderem ging es in der Dokumentation darum dass findige Menschen nachts in den Straßen, in denen Goldschmiede ihre Werkstätten haben, den Staub zusammen kehren, in der Hoffnung, kleinste Goldpartikel zu finden, die die Goldschmiede an ihrer Kleidung nach draußen gebracht haben. Manche öffnen sogar die Kanaldeckel, tauchen in das Abwasser und holen jede Nacht säckeweise Schlamm heraus, weil sie auch dort Goldpartikel zu finden hoffen. Diesen Schlamm verkaufen sie an jemanden, der diese Goldpartikel herauswäscht und separiert.

Und dieser Jemand wurde in der Filmdokumentation ebenfalls vorgestellt. Er heißt Javed, und hat sich auf das Goldwaschen aus dem Schlamm aus Kolkatas Kanalisation spezialisiert. Und wir wollten Javed finden. Wir hatten keinerlei Adresse oder Ortsangaben. Lediglich anhand der Filmbilder, den Abgleich mit Google Maps, welche Bauwerke wo im Hintergrund zu sehen waren etc. konnten wir eine bestimmte Stelle ausmachen.

Wir sind dort hingegangen, und tatsächlich Sind wir fündig geworden! Wir haben Javed gefunden, er saß unter einem Bambusdach auf einem Plastikstuhl, inmitten seiner Arbeiter, die dort die Goldpartikel aus dem angelieferten Schlamm herauswaschen. Mit Salpetersäure (in einer alten Budweiser-Flasche) wird Gold vom Silber getrennt, in kleinen Schmelzöfen werden dann die Goldklumpen geschmolzen.

Javed war sehr überrascht wie wir ihn gefunden haben. Immerhin haben wir eine einzelne Person in einem Moloch mit über 4,5 Millionen Menschen ausfindig gemacht. Die Stecknadel im Heuhaufen.

Anschließend haben wir noch das Eisenbahnmuseum in der Nähe besucht und haben dort in einem alten Wagon gegessen.